Mai 1968 in Paris

Was >>Achtundsechzig<< war, davon berichten die Medien. Wo er oder sie zu dieser Zeit war, was er oder sie persönlich zu dieser Zeit erlebt hat, das ist sicher nachdenkenswert.

Am 8. Mai 1968 ein Flugticket nach Paris.

Was haben wir uns dabei gedacht bei der Planung eines verlängerten Wochenendes vom 8. Mai bis 12. Mai! Am 15. Mai war mein nächster Flugeinsatz nach San Francisco geplant. Kommen wir hier wieder heraus?

Damals als Stewardess permanent in den verschiedenen Ländern und Städten unterwegs und auch mit Vietnam-Krieg, Flower Power und den Olympischen Spielen in Mexico, wo zwei US-Athleten den Black-Power-Gruß zeigen, konfrontiert, ebenso über Rudi Dutschke in Berlin informiert.

Wir sind einfach so hineingeraten in die Geschehnisse auf den Straßen von Paris. Polizisten mit ihren Schutzschildern und die herausgerissenen Pflastersteine  wurfbereit auf den Straßen im Quartier Latin. Am 10. Mai, einem Freitag, wurden bis zum Abend Barrikaden im Gebiet zwischen dem Boulevard St. Michel, der Rue Claude Bernard, der Rue Mouffetard und dem Panthéon errichtet, vor allem entlang der Rue Gay-Lussac (unweit vom Parc du Luxembourg). In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai begann die Bereitschaftspolizei das Gebiet zu räumen. Es gab dabei Hunderte Verletzte und Festnahmen. Frankreich erlebte in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai eine der gewaltsamsten Auseinandersetzungen.

Der Sonntag, 12. Mai, Schaufenster eingeschlagen, kaum Verkehr auf den Straßen, die Ruhe vor dem Sturm? Abflug am Montag, der Flughafen Orly ruhig und entspannt. Montag, 13. Mai, war ein Generalstreik geplant – wir waren schon zwischen Himmel und Erde und ich genoss den Blick von oben auf Paris und war erleichtert. Der Flugeinsatz nach San Francisco war gesichert.

(Dagmar Stange)