Eine Kooperation mit dem Dokumentationszentrum Flucht Vertreibung und Versöhnung, Berlin

Die Dagmar Stange Stiftung für Zeit- und Fotodokumentation plant eine Kooperation mit dem Dokumentationszentrum Flucht Vertreibung und Versöhnung in Berlin. In diesem Zuge hat sie dem Dokumentationszentrum bzw. der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung Informationen, Fotografien und Dokumente in Dateiform aus dem Bildband Leben unter dem Hakenkreuz zur kostenlosen Nutzung überlassen. Damit möchte die Dagmar Stange Stiftung für Zeit- und Fotodokumentation die Initiativen der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung unterstützen, deren Zweck es ist, »im Geiste der Versöhnung die Erinnerung und das Gedenken an Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert im historischen Kontext des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik und ihren Folgen wachzuhalten«.

Auch der thematische Schwerpunkt der Bibliothek des Dokumentationszentrum sind Flucht und Vertreibung.

Konkret wird die Dagmar Stange Stiftung für Zeit- und Fotodokumentation authentische Dokumentationen aus dem Bildband Leben unter dem Hakenkreuz für Veröffentlichungen und Ausstellungen des Dokumentationszentrums zur Verfügung stellen. Interessierte Leser und Besucher können dann im Bildband weitergehende Details über die Protagonisten erfahren …

Beispiele

Dokumente von einer Evakuierung

Buchseite 182

Briefwechsel der Pommerschen Familie aus Belgard/Pommern – geflüchtet Meta nach zwei Fluchten in Mehrlbeck, Holstein, gestrandet, schreibt an die Familie Benkowitz, nach Frankfurt.

d.31.5.46

Muß einmal anfragen, ob Ihr meine Post nicht erhalten habt, warte schon mit Schmerzen, das man von einen ein Lebenszeichen bekommt, aber immer vergebens. Haben so allerhand durchgemacht. Liebe Schwester, weißt du was von Lieschen, wo die ist. Wo ist Hermann, ist der schon zu Hause! Von Anton [Metas Mann] weiß ich auch noch nichts. Wir sind ja noch so leidlich auf dem Posten auch keine Kartoffeln. Mama und Emmi sind auch hier.
Ich möchte so gerne weg von hier, kann man nach Euch kommen. Möchte gerne einen Brief schreiben, aber kein Papier. […]

Hedwigs Schwester Emmi Gumz, aus Belgard, Pommern, mit Sohn Werner, Tochter Edith und Mutter Emma in Mehlbek bei Itzehoe, Schleswig-Holstein (britische Zone). Ihr Mann Werner wird immer noch vermisst in Russland nach der Schlacht von Ladoga 1943. Sie glaubt noch nicht daran, dass sie auf immer ihre Heimat verloren hat.

Vielleicht sind wir nächsten Frühjahr schon zu Hause, hier möchte ich nicht bleiben. Mama will auch nicht hier sterben, sie spricht so viel von zu Hause. […] Ich war mit allem gut versorgt, hätte bestimmt noch paar Jahre ausgehalten [ohne Mann] und jetzt fehlt es an allem und der Winter steht bald vor der Tür. […] Hier ist immer schlechtes Wetter, alle Tage Regen und dazu kalt, soviel hat es nicht bei uns geregnet. Holstein ist nicht schön.

Sie schreibt im Oktober über die Geschehnisse, als die Polen in Belgard eindrangen.

[…] ihr [Martha Frau von Bruder Erich aus Belgard] haben die Polen auch alles weggenommen, nichts auf dem Leib, und was haben sie aushalten müssen unterwegs.

»Holstein ist nicht schön.«

»Ich möchte so gerne weg von hier«

Buchseite 184

Meta 14.11.46

… Wann werden einmal andere Zeiten für uns kommen, denn diese Zeiten sind schrecklich, und der Winter rückt immer näher und
in der kalten Bude hockt man hier ohne Ofen drin nichts und keiner hat Mitleid mit uns Flüchtlingen wie die Bauern noch alles besitzen. Meine Kartoffel habe ich auch schon gekauft genau 4 Ztr. [Zentner], wie in der Stadt bekommt man zugeteilt wir sind alle so unglücklich und unzufrieden, wie soll das bloß enden, hier ist auch immer schlechtes Wetter, so Menschen so das Wetter. Wir sollten ja erst nach Wilster [Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein] aber nun nimmt Wilster keine mehr auf, nun sollen wir ander wegen hin. mit Mama [Emma Naß] ist es am schlimmsten. Sie muss sich auf die alten Tage [Emma ist nun 64 Jahre alt] so umher stoßen lassen und dann auch im kalten. Wir können uns gegenseitig nicht helfen. […]

Habe ich eine Bitte. Ihr habt doch nicht verloren, vielleicht hat Hermann etwas altes Zeug, das ich Jürgen [Metas Sohn] etwas nähen lassen kann, ein Jacket es geht zum Winter und man hat nicht was warmes. Ich habe auch keine Socken zum überziehen und keine Latschen auf die Füße. Ich bin schon ganz verzagt. Kein Geld, nun hat man mich mit Jürgen auch die Fürsorgeunterstützung entzogen. …

Januar 2024
Dagmar Stange

Als Bildband und eBook

Wenn Sie mögen, leiten Sie die DSS. ZFD News gern an Ihre Familie, Freunde sowie Kollegen weiter. Haben Sie diese Ausgabe weitergeleitet bekommen, können Sie den Newsletter unten auf unserer Website kostenlos abonnieren.