Vor 80 Jahren – 1. September 1939

Beginn des Zweiten Weltkriegs

Invasion in Polen –
Frankfurter Volksblatt 15. September 1939

Mit dem überraschenden Angriff auf Polen begann der Zweite Weltkrieg.
Ohne Kriegserklärung beschießt das deutsche Linienschiff Schleswig-Holstein, das zu Besuch in der Freien Stadt Danzig ist, das polnische Munitionslager auf der gegenüberliegenden Westerplatte. Die Verteidiger kapitulieren dort am 7. September. Die deutsche Luftwaffe greift die Stadt Wielun an der polnischen Westgrenze an. Hitler verkündet in einer Rede vor dem Reichstag den Kriegsbeginn: »Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!«
Die deutschen Truppen drangen von Norden und Südwesten in die Tiefe Polens vor. Unser Protagonist, Hermann Benkowitz, verfolgt das Eindringen des Deutschen Heeres mit einem roten Farbstift auf der Landkarte Polens aus dem Frankfurter Volksblatt vom 15. September 1939.

Nach dem Überfall wurden die polnischen Linien schnell durchbrochen, die 18. Infanterie-Division stieß in Richtung Warschau vor. Vom 9. bis 19. September 1939 kämpfte die 18. Infanterie-Division in der Schlacht an der Bzura, der Entscheidungsschlacht um Polen.
Durch den Überfall auf Polen schlägt der erst begonnene Krieg direkt in die Familie von Benkowitz ein. Der Sohn von Schwägerin Ida in Berlin, Hedwigs Neffe Werner Nass ist erst 23 Jahre alt und gerade verlobt. Er gehört zu den ersten, die dem Führer ihre »Opferwilligkeit» beweisen mussten. Als Oberschütze in der 4. (M. G.) Kompanie Infanterie-Regiment 54 kämpfte auch er während der Schlacht an der Bzura. Schon bei seinem ersten Einsatz verliert er am 13. Sept. 1939 bei Bednary (Polen) »im Kampf für Großdeutschland« sein Leben.
Ingo Flügge, ein Soldatenkamerad, der neben Werner beim Gefecht eingeteilt war, schreibt an Werners Mutter Ida am 8. Oktober 1939:
Werte Frau Mewe, da wir erst jetzt Gefechtspause [haben] und da jetzt sogar der Krieg aus ist, soweit man weiß, bin ich auch jetzt erst in der Lage, über Ihren Sohn zu berichten. Werner war als Maschinengewehrschütze am Nebengewehr links von meiner Bedienung eingeteilt. Wir bekamen heftiges feindliches Granat- und Artilleriefeuer. Dann ging unmittelbar links von uns für das betreffende Gewehr ein Volltreffer der Artillerie nieder. Ich ahnte noch nichts, als wir uns danach etwas nach hinten sammelten, trug man Werner in der Zeltbahn nach hinten. Lange konnte ich nichts über ihn ermitteln. Ich konnte nicht schreiben, er lebt, oder nicht, wenn es nicht der genauen Wahrheit entsprach. […]
Am 8. November erhält Mutter Ida jedoch die endgültige »Bescheinigung«, dass Werner Nass gefallen war. N. starb bald nach einer schweren Vewundung (Beckenschuss) schrieb sein Kompanie-Führer.

Auszug aus dem neuen Bildband »Leben unter dem Hakenkreuz«

Dagmar Stange
August 2019