9. Mai – Tag des Sieges

Die Vorgeschichte
Wer hätte das gedacht? Hätte ich es jemals gedacht?!
Ende April 2013 ergab sich eine Chance, nach St. Petersburg zu reisen mit all den notwendigen Formalitäten und Genehmigungen für die Einreise, Visum, nur Rubel erlaubt. Russland war ein offeneres Land für den Westen geworden und ich war sehr neugierig, Russland und Deutschland sind mit ihrer Historie eng verwoben.

Damals jährte sich – wie jedes Jahr am 9. Mai der Tag des Sieges im „Großen vaterländischen Sieg“, jedoch damals in St. Petersburg. Dieses Ereignis war für die Reise nicht geplant, so wurden Ende April bis Anfang Mai die Passanten auf den Straßen überrascht von den verschiedenen Übungen für die Parade zum Tag des Sieges. In unserer fast 70-jähringen Friedenszeit in Europa sind wir militärische Demonstrationen und Paraden (außer in Frankreich am 14. Juli) eher nicht gewohnt. So war dies eine gute Gelegenheit, die nicht offiziellen Übungen für die militärischen Paraden spontan zu fotografieren.

Mit der Entwicklung der Stiftungs-Website wurde im März 2016 auch ein kurzer Querschnitt zum russischen Tag des Sieges wiedergegeben – ist er doch auch ein Bestandteil unserer eigenen Geschichte mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 verbunden.

8. Mai
Der militärische Sieg der Alliierten war die Voraussetzung, dass Millionen von den Deutschen verfolgter Menschen befreit werden konnten. Als Befreiung vom Nationalsozialismus wird in Deutschland und Österreich die Beseitigung der nationalsozialistischen Herrschaft durch die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 bezeichnet.
Die deutsche Delegation unterzeichnete die Kapitulationsurkunde am 8./9. Mai im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst.

9. Mai 2022
Wieder wird Russland den Sieg im Zweiten Weltkrieg feiern.
Welchen Sieg braucht Präsident Wladimir Putin für die Demonstrationen am 9. Mai, dem Tag des Sieges im „Großen Vaterländischen Krieg“, welchen vorzeigbaren Erfolg mit seinen „besondere militärischen Operationen“ in der Ukraine?

Eine kleine Rückschau in die friedlichen Zeiten im Jahr 2013. Die Bilder bei der Übung der Parade zu Friedenszeiten widerspiegeln die friedliche und entspannte Stimmung. Diese Menschen – Frauen wie Männer­ – bei der Übung für die Militärparade in 2013 könnten noch die gleichen sein, jetzt bei der „besonderen militärischen Operation“ in der Ukraine.

Die Waffen der Artillerie (zum Teil mit einer Plane abgedeckt/versteckt?), sind sie noch die Waffen von heute und einsetzbar?
Auf den Straßen von St. Petersburg, u. a. Nevski-Prospekt (4,5 km), fotografiert aus dem Café Singer. In den engen Straßen hat sich ein Stau gebildet und man kommt nicht weiter. Zuletzt ist der Nevski-Prospekt wie leergefegt, im Hintergrund Peter-und-Paul-Kathedrale während der Renovierung.

Auf dem Schlossplatz, Winterpalast/Eremitage verhüllt in einem Netz während der Renovierung.
Aufstellungen für die Übungen

Man löst sich auf, ist noch unschlüssig, welche Richtung?

Wer oder was gewinnt?

Nun sind die Bilder Zeitgeschichte. Heute blicken wir durch das heutige Wissen mit einem veränderten Blick, mit großer Enttäuschung, mit Ängsten.

Wieder wird eine pompöse Parade stattfinden auf dem Roten Platz in Moskau. Wie wird Putin dieses Jahr seine Macht demonstrieren, mit welchen möglichen Offensiven, Eskalationen? Wird Putin in der Ukraine einen offenen Krieg eingehen, wie wird er diese Operationen erklären? Was ist Putins Ziel?

Die Sowjetunion 1941

Das Bild vom heutigen Russland, seinen Menschen, seinen Kulturen ist in uns erschüttert, zerstört. Das Land ist uns in den letzten zwei Monaten fremd geworden, vom Reisen wird abgeraten. Die Lage in Russland ist zunehmend unberechenbarer. Wir wären sicher nicht in der Lage, unbefangen dort einen unbeschwerten Aufenthalt zu genießen. Der Krieg in der Ukraine ist unzulässig und unmenschlich, es leidet ein ganzes Volk von rund 40 Millionen Menschen. Dieser Krieg wird weltweite Auswirkungen verursachen, die nicht alle vorhersehbar sind.

Es werden die schönen Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen in unserem Gedächtnis mehr und mehr verschwinden und die Enttäuschung verändert, auch uns. Die aufwühlenden Bilder von heute zeigen lebhaft und fassbar, konkret und real, schonungslos das Kriegsgeschehen, Zerstörungen nah an uns.

Dagmar Stange
Mai 2022

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