100 Jahre Flughafen Tempelhof

Am 8. Oktober 1923 nahm der Berliner Zentralflughafen auf dem Tempelhofer Feld seinen offiziellen Flugbetrieb auf. Er entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem der geschäftigsten Flughäfen in Europa.
In den 1930er-Jahren stand der alte Flughafen Tempelhof mit seinem Verkehrsaufkommen noch vor Paris, Amsterdam und London an der Spitze des europäischen Flugverkehrs. Die Grenzen der technischen Möglichkeiten waren bald erreicht und im Januar 1934 begannen die ersten Planungsarbeiten für einen Neubau zu einem Großflughafen auf dem Tempelhofer Feld.

Entstanden zwischen 1936 und 1941, spiegelt das denkmalgeschützte, monumentale Terminalgebäude des Flughafen Tempelhof die nationalsozialistische Ideologie wider, die hier das größte Flugkreuz Europas errichten wollte. Doch schon wenige Jahre später war der Zweite Weltkrieg verloren, und die Luftbrücke der Jahre 1948/49 machte das Bauwerk weltberühmt. Ein Denkmal von Eduard Ludwig erinnert seit 1951 an die Zeit, als die Bevölkerung der Stadt nur per Flieger mit Lebensmitteln versorgt werden konnte. Auch während der deutschen Teilung spielte der Flughafen eine bedeutende Rolle, denn er galt als Tor zur Welt und wurde so zum Symbol für Freiheit.

Obwohl als Zollbeamter auf dem Flughafen Frankfurt Rhein-Main stationiert, gingen Hermann Benkowitz’ Verbindungen und Einsätze auch nach Berlin, dem Flughafen Tempelhof, und er war dabei auch begeisterter Sammler von Luftfahrt-Fotografien und -Dokumentationen, so auch aus Berlin und dem Flughafen Tempelhof. Diese Sammelbegeisterung während seines langen Berufslebens führten letztendlich zur Herausgabe dreier umfassender Bildbände, darunter Faszination Fliegen.

Eine Zeitreise, Erinnerungen und Memorabilien vom Flughafen Tempelhof.

Junkers G38
April 1933 Reichspräsident Paul von Hindenburg und der preußische Ministerpräsident Hermann Göring bei der Taufe der Junkers G38 (D-2500; später D-APIS) der Lufthansa am 29. April 1933 auf dem Flughafen Tempelhof. Lufthansa bediente damit die Strecken Berlin, Hannover, Amsterdam und London.

Heinkel He 70
Gerade mal fünf Monate dauerte es vom Entwurf bis zum fertigen Flugzeug: Ab 1932 wurde die He 70 von den Ernst Heinkel Flugzeugwerken in Rostock im Auftrag der Lufthansa gebaut. Der Tiefdecker war in mehrfacher Hinsicht rekordverdächtig und zeitweise die schnellste Verkehrsmaschine der Welt, was ihr den Beinamen Blitz einbrachte (Spitzengeschwindigkeit 362 km/h).

Vorstand der Deutschen Lufthansa A. G., vorne v. l. Direktor Frhr. von Gablenz, General der Flieger Milch, Direktor Luz 1937. Carl August Freiherr von Gablenz gehörte 1937 zu der Crew, die den spektakulären Pamirflug absolvierte: »… Als die schon verschollen geglaubten Flieger am 3. Oktober 1937 in Berlin-Tempelhof landeten, wurden sie (von Gablenz und seine Besatzung der Ju 52 D-ANOY, Anm. d. Verf.) wie Helden gefeiert.«
Deutsche Lufthansa
Sommerflugplan gültig von 27.3. bis 1.10.1938
Anfang Oktober 1939 bis Anfang März 1940 diente der Flugplatz Rangsdorf als Ersatz für den zivilen Luftverkehr in Tempelhof, weil das NS-Regime alliierte Luftangriffe auf den innerstädtischen Flugplatz fürchtete. Busse transportierten die Passagiere zwischen dem Berliner Zentrum und Rangsdorf.

Flugplan Deutsche Lufthansa – Aeroflot    Berlin – Moskau, 4.5.1940

Gepäckkontrolle
Hermann Benkowitz ist in Westberlin am Flughafen Tempelhof als Zollbeamter. Auf dem Foto hält er fest den Zollstempel in der Hand, um eingeführte Waren zollamtlich abzustempeln. War es ein Sondereinsatz seines Hauptzollamtes Frankfurt, in dieser Phase der Blockade in Berlin Unterstützung zu leisten?

Berliner Luftbrücke
Wenige Tage nach der Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen wird die neue Währung auch in den Westsektoren von Berlin eingeführt. In der Nacht zum 24. Juni 1948 sperren sowjetische Truppen daraufhin alle Schienen-, Straßen- und Wasserwege nach West-Berlin. Eine Warenversorgung der Millionenstadt war nicht mehr möglich. Die Westalliierten verteidigen ihre Rechte in Berlin. Auf Initiative von US-Militärgouverneur Lucius D. Clay stellen sie über eine Luftbrücke die Versorgung West-Berlins sicher. Mit fast 200.000 Flügen während der Berlin- Blockade werden rund 1,5 Millionen Tonnen lebenswichtiger Güter nach Berlin transportiert. Alle zwei bis drei Minuten landet eine Maschine – Die Flugzeuge der Amerikaner, die unter anderem Süßigkeiten für Kinder abwarfen, gingen als sogenannte „Rosinenbomber“ in die Geschichte ein – auf einem der drei West-Berliner Flughäfen Tempelhof, Gatow und Schönhagen. Die Berlin-Blockade scheitert und wird nach fast einem Jahr im Mai 1949 aufgehoben.
(Auszug aus dem Bildband »Leben unter dem Hakenkreuz«)

1951
Wieder ein Sondereinsatz für Benkowitz auf dem Flughafen Tempelhof, dieses Mal auf dem Vorfeld:
Flugzeug C54 (Douglas DC4) Skymaster Kennung xxx44 ? »Clipper Berlin« Pan American World Airways (PAA).
Ein V.I.P. (vorne) wird von den Zollbeamten begleitet. Benkowitz ganz hinten.

Ein Gruppenfoto der Zollbeamten auf dem Vorfeld Tempelhof; Hermann Benkowitz 3. v. rechts
Flugzeug C54 (Douglas DC4) Skymaster Kennung N90902 „Köln-Bonn“ Pan American World Airways Airways (PAA).

April 1968 nach Landung NYC-Flug

1968 Frankfurt – Berlin (Tempelhof)
Ich erinnere mich, 1968 Ostern
Ein Überraschungsbesuch zur Oma, Ida Gäbel, nach Berlin
Als Stewardess war ich viel unterwegs und wenig erreichbar. Es war Ostern, also nichts los in meiner Wohnhaus-Basis in Raunheim. Spontan, frisch von einem on-duty-Flug aus New York in Frankfurt gelandet, entschloss ich mich, meine Oma Ida und meinen Cousin in Berlin ohne vorherige Anmeldung und noch in voller Uniform zu besuchen. Die Freude war groß und wir genossen die kurze Zeit der Feiertage zusammen. Vor dem Abschied noch ein Foto auf der Liesenstraße, rechts die hochgezogene Mauer vom Dorotheenfriedhof. Hier stand Ida auch am Abend des 17. Juni 1953.
Am Flughafen tranken wir noch Kaffee und vergaßen die Zeit, sodass ich aufgerufen wurde, zum Einsteigen zum Gate zu kommen. Mit Hektik verabschiedete ich mich. Es war das letzte Treffen mit Oma. Im Januar 1969 verstarb sie.

Die Abbildungen aus dem geplanten Bildband Arbeitstitel »The glorious Sixties – Stewardess in den 1960er«.

 

Luftbrückendenkmal
Das im Volksmund Hungerharke oder auch Hungerkralle genannte Denkmal wurde 1951 eingeweiht. Architekt Eduard Ludwig entwarf die 20 Meter hohe Stahlbetonskulptur in Form eines stilisierten Brückenpfeilers. Sie symbolisiert die Luftbrücke, die den Westberlinern während der Berliner Blockade das Überleben sicherte. Bei dem anspruchsvollen Einsatz kamen insgesamt 39 Engländer, 33 Amerikaner und 5 deutsche Arbeiter ums Leben. Eine Bronzeband am Sockel des Luftbrückendenkmals erinnert an die Verunglückten.

1975, mit Inbetriebnahme des Flughafens Tegel wurde der Flugverkehr des Flughafens Tempelhof erst einmal eingestellt. Weitere Nutzung des Flughafens Tempelhof siehe auch Chronik Flughafen Tempelhof. Heute wird das Areal vielfältig genutzt.

Als Bildband und eBook – auch zu Weihnachten ein schönes Geschenk.

November 2023
Dagmar Stange

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